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Die Prostata – Anatomie, Funktionen und Gesundheit

Die Prostata zählt zu den eher vernachlässigten Organen. Dabei ist Prostatakrebs die häufigste Krebsart bei Männern in Deutschland. Doch welche Funktion genau erfüllt die Prostata? Und was kann für deren Gesundheit getan werden? Diese Fragen können nur wenige beantworten. Daher widmet sich folgender Artikel diesem Thema. Es werden Anatomie, Funktionen, die häufigsten Erkrankungen der Prostata, sowie Maßnahmen zur Erhaltung der Prostatagesundheit erläutert.

Anatomie der Prostata

Um ein besseres Verständnis für die Funktion der Prostata zu bekommen, sollte man ihre Anatomie verstehen. Die Prostata, auch Vorsteherdrüse genannt, gehört zu den inneren männlichen Geschlechtsorganen. Dazu zählen noch die paarigen Hoden, Nebenhoden, Samenleiter, Samenbläschen und die Cowper-Drüsen. Die Prostata hat die Form und Größe einer Esskastanie. Sie befindet sich zwischen Beckenboden und Harnblasengrund und besteht aus 30 bis 50 Drüsen umschlossen von einer Bindegewebskapsel. Das Gewebe der Prostata besteht überwiegend aus glatten Muskelfasern.

Gutartige Prostatahyperplasie
Gutartige Prostatahyperplasie

Die Prostata wird in die Innenzone, die Außenzone und die Mantelzone unterteilt. Im Bereich der Außenzone entwickeln sich oft bösartige Tumore. In der Mantelzone können Prostataadenome entstehen. Sie führen zu einer Einengung der Harnröhre, was in Blasenentleerungsstörungen resultiert.

Funktionen der Prostata

Die Hauptaufgabe der Prostata ist die Bildung des Samensekrets. Die Prostata produziert etwa ein Viertel der Gesamtmenge des Ejakulats. Der Rest wird von den Samenbläschen gebildet. Diese Flüssigkeit sorgt für die Beweglichkeit und Befruchtungsfähigkeit der Spermien (1).

Bei der Ejakulation ziehen sich die Muskeln der Prostata zusammen und pressen die Flüssigkeit in die Harnröhre. Gleichzeitig werden die Sekrete aus den Samenbläschen sowie die Spermien aus den Hoden in die Harnröhre geführt. In der Prostata finden daher Harn- und Samenwege zusammen. Das männliche Geschlechtshormon, steuert das Wachstum und die Funktion der Prostata. Ohne die Stimulation durch das Hormon, würde die Prostata unterentwickelt bleiben und kein Sekret bilden (2).

Das T-Hormon wird durch die Prostata in das aktivere DHT verstoffwechselt. DHT stellt damit das Haupthormon in der Prostata. Es beeinflusst das Wachstum der Prostata, aber auch das Wachstum von Penis und Hoden sowie den Haarwuchs (3).

Häufige Erkrankungen der Prostata

Wie bereits einleitend beschrieben, sind Prostataerkrankungen ein häufiges Problem bei Männern. Besonders mit zunehmendem Alter steigt das Risiko deutlich an. Im Folgenden werden die drei häufigsten Krankheitsbilder der Prostata beschrieben.

Die gutartige benigne Prostatahyperplasie ist durch das Wachstum von Drüsen und Stroma in der Prostata gekennzeichnet. Das führt zu einer Vergrößerung der Prostata. Diese Größenzunahme ist im Gegensatz zu Krebs jedoch nicht bösartig. Mittlerweile werden in der Medizin die Begriffe der Prostatahyperplasie und des benignen Prostatasyndroms unterschieden: Ersteres beschreibt die reine Größenzunahme, während man nur bei Vorliegen der Symptome auch vom Syndrom spricht.

Durch die Größenzunahme wird Druck auf umliegende Organe ausübt. Es kommt zu Symptomen wie häufigem Harndrang, nächtlichem Wasserlassen, Startschwierigkeiten beim Wasserlassen, schwachem Harnstrahl und Erektionsstörungen. Im fortgeschrittenen Stadium kann ein unbehandelter Harnstau sogar zu Nierenversagen führen. Die Hauptursachen der BPH sind Hormone, insbesondere das T-Hormon und sein Abbauprodukt DHT. Aber auch genetische Veranlagung, eine ungesunde Ernährung, Rauchen und Alkoholkonsum erhöhen das Risiko. Die Behandlung beginnt meist medikamentös. Dabei kommen vor allem zwei Wirkstoffgruppen zum Einsatz: Sogenannte Alpha-Blocker erleichtern das Wasserlassen während 5-Alpha-Redukltase die Umwandlung des T-Hormons zu DHT hemmen. Dadurch wird die Wachstumsreiz auf die Prostata reduziert. Bei ausbleibendem Therapieerfolg muss meist eine sogenannte transurethrale Resektion stattfinden. Dabei wird die Prostata durch Harnröhre von innen “ausgeschabt”. Alternativ kommen auch Laserverfahren zunehmend zum Einsatz (4,5).

Bei etwa 40% der männlichen Bevölkerung in Industrieländern besteht ein Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken. Davon verlaufen 10% symptomatisch und 3% tödlich. Laut RKI treten schätzungsweise 68.579 neue Fälle jährlich auf. Diese Krankheit betrifft hauptsächlich ältere Männer, wobei die Altersgruppe von 60 bis 80 Jahren am stärksten betroffen ist. Um einen schweren Krankheitsverlauf zu vermeiden, ist es empfehlenswert regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen. Die Entstehung von Prostatakrebs kann auf verschiedene Ursachen zurückgeführt werden. Dazu zählen das Alter, genetische Veranlagung und prolongierte Androgenwirkung. Doch auch modifizierbare Risikofaktoren spielen eine Rolle: Mit einer gesunden Ernährung, körperlicher Aktivität, das Meiden von Tabak und Alkohol wird das Risiko gesenkt. Die Behandlung des Prostatakrebses hängt von dem Stadium der Erkrankung dar. Es kann eine operative Entfernung der Prostata, sowie eine Bestrahlung oder hormonelle Therapie stattfinden (4, 6).

Prostatitis ist eine Entzündung der Prostata und wird in unterschiedliche Formen unterteilt. Die akute Prostatitis wird bakteriell, meist durch E. coli, ausgelöst. Das ist ein Erreger, der im Rahmen einer Harnwegsinfektion in die Prostata gelangt. Eine Entzündung kann auch chronisch werden. Sie entsteht infolge eines oder mehrerer akuter Entzündungsfälle. Dies kann durch die Bildung von kleinen Steinen in der Prostata oder Verstopfung von Gangwegen verkompliziert werden.

Querschnitt durch die Prostata: Vergleich von gesunder, entzündeter und vergrößerter Prostata

Die granulomatöse Prostatitis ist eine spezielle Form der Entzündung, die auftritt, wenn Risse in den Gangwegen der Prostata entstehen. Dadurch gelangen Sekrete in das umgebende Gewebe und verursachen Beschwerden. Dies kann durch Tuberkulose, Pilzinfektionen oder Operationen an der Prostata verursacht werden (4). Symptome variieren je nach Art der Entzündung. Dazu gehören Schmerzen im Bereich der Blase, des Damms oder Rückens, sowie Blut im Urin oder Sperma. Oft dauert die Entzündung länger als ein Jahr an. Vorhandene Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus und HIV können die Entstehung einer solchen Entzündung fördern.

Zu weiteren Ursachen gehören frühere Entzündungen, Beckenverletzungen beispielsweise durch Radfahren und ein geschwächtes Immunsystem. Die Behandlung hängt von der Ursache ab. Es werden Antibiotika,  Alphablocker oder entzündungshemmende Medikamente eingesetzt (7).

Erhaltung der Prostatagesundheit

Damit es gar nicht erst zu einer Erkrankung kommt, empfiehlt das Robert Koch-Institut vorbeugende Maßnahmen:

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung erläutert, dass die Ernährung einen großen Einfluss auf die Krebsprävention hat. Sogar 30 bis 50% aller Krebsfälle könnten durch eine gesunde Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität und ein normales Körpergewicht, vorgebeugt werden. Konsum von Lebensmitteln wie Fastfood, zuckergesüßten Getränken und Alkohol resultieren in Übergewicht. Dadurch wird das Risiko zur Entstehung vieler Krankheiten erhöht (9).

Neben der Ernährung spielt die Bewegung eine große Rolle. Die Deutsche Krebsgesellschaft weist auf die Wichtigkeit der sportlichen Aktivität hin. Sport fördert die Durchblutung des ganzen Körpers, stärkt das Immunsystem, erhöht den Glukoseverbrauch und normalisiert den Hormonspiegel. Die Deutsche Krebsgesellschaft empfiehlt die Ausübung einer körperlichen Aktivität von mindestens dreimal die Woche je 60 Minuten. Dies hat sich sowohl für die Prävention als auch für die Rückbildung von Krebszellen als effektiv erwiesen (10).

Weitere schädliche Einflüsse, wie das Rauchen, begünstigen die Entstehung von Krebs massiv. Sie begünstigen nicht nur Krebs in den Atemwegen, sondern auch in anderen Organen. Das deutsche Krebsforschungszentrum erläutert, dass das Rauchen der wichtigste vermeidbare Risikofaktor der Krebsentstehung ist. Das Risiko zur Erkrankung an anderen Krankheitsbildern wie Herzkreislauf-Erkrankungen steigt ebenfalls erheblich an (11).

Schon vor vielen Jahrhunderten kannte man die Wichtigkeit der oben genannten Maßnahmen:

Wenn wir jedem Individuum das richtige Maß an Nahrung und Bewegung zukommen lassen könnten, hätten wir den sichersten Weg zur Gesundheit gefunden.

Hippokrates ca. 460-337 v. Chr.

Vorsorgeuntersuchung

Trotz der bekannten präventiven Maßnahmen sind Erkrankungen der Prostata weit verbreitet. Um einen schweren Krankheitsverlauf zu vermeiden, wird in Deutschland im Rahmen eines Krebsfrüherkennungsprogramms eine jährliche Vorsorgeuntersuchung angeboten (8). Ab dem 45 Lebensjahr soll eine Tastuntersuchung mindestens einmal im Jahr vorgenommen werden. Eine ausführliche PSA-Untersuchung soll nach ärztlicher Untersuchung entweder jährlich, alle zwei oder vier Jahre erfolgen (12).

Das RKI beschreibt die häufigsten Untersuchungsmethoden wie folgt (8):

  • PSA-Test: Mit der Blutabnahme wird der Wert des prostataspezifischen Antigens bestimmt. Dabei handelt es sich um ein Eiweiß, das nur die Zellen der Prostata herstellt.
  • Tastuntersuchung (digital-rektale Untersuchung): Die Prostata wird mit dem Finger über den Enddarm abgetastet. Auf diese Weise lassen sich Veränderungen sowie eine Vergrößerung der Prostata aufspüren.
  • Biopsie: Es werden Untersuchungsproben direkt von der Prostata entnommen. Diese Methode dient zur endgültigen Diagnose.
  • Transrektaler Ultraschall (TRUS): TRUS dient zur Bestimmung der Größe der Prostata mittels Ultraschall. Dabei erfolgt die Untersuchung ebenfalls über den Enddarm.

Fazit

Eine gesunde Prostata spielt eine wichtige Rolle für die Fortpflanzung, sowie das Wohlbefinden des Mannes. Benigne Prostatahyperplasie, Prostatitis und Prostatakrebs sind häufig auftretende Formen von Prostataerkrankungen. Um die Prostata gesund zu erhalten, sind eine ausgewogene Ernährung, körperliche Aktivität, Vermeidung von Rauchen und Alkoholkonsum wichtig. Außerdem spielen regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen eine bedeutende Rolle. Vor allem, wenn ein bösartiger Tumor rechtzeitig entdeckt wird, kann ein schwerer Krankheitsverlauf vermieden werden. Ab dem 45. Lebensjahr wird in Deutschland eine jährliche Vorsorgeuntersuchung empfohlen. Diese wird von der gesetzlichen Krankenversicherung und dem Krebsvorsorgeprogramm abgedeckt, da Vorbeugung effizienter als eine spätere Behandlung ist.

Quellen

  1. Faller A, Schünke M. Der Körper des Menschen: Einführung in Bau und Funktion. 18., unveränderte Auflage. Stuttgart, New York: Georg Thieme Verlag; 2020.
  2. Anatomie und Funktion der Prostata | DKG; 2023 [Stand: 03.10.2023]. Verfügbar unter: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/prostatakrebs/anatomie-und-funktion.html.
  3. Randazzo M, Grobholz R. Prostata: Anatomie und Physiologie. Journal für Urologie und Urogynäkologie 2019; 21(4):129–34. doi: 10.1007/s41972-020-00120-8.
  4. Kellner U, Frahm SO, Mawrin C, Krams M, Schüller S. Kurzlehrbuch Pathologie: Männlicher Genitaltrakt. 3., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag; 2019. (Kurzlehrbuch).
  5. Gutartige Prostatavergrößerung – das sollte Mann wissen! – Prostata Hilfe Deutschland; 2023 [Stand: 03.10.2023]. Verfügbar unter: https://www.prostata-hilfe-deutschland.de/prostata-wissen/gutartige-prostatavergroesserung-bph#row_803_23.
  6. Leitlinienprogramm Onkologie. S3-Leitlinie Prostatakarzinom. Leitlinienprogramm Onkologie 2021; (6).
  7. Prostataentzündung (Prostatitis) – Symptome und Behandlungen; 2023 [Stand: 03.10.2023]. Verfügbar unter: https://www.prostata-hilfe-deutschland.de/prostata-news/prostataentzuendung-prostatitis.
  8. Robert Koch Institut. Prostataerkrankungen: Gesundheitsberichterstattung des Bundes 2007; (36).
  9. DGE. Pflanzenbetonte Ernährung & Bewegung als Krebsprävention; 2023 [Stand: 03.10.2023]. Verfügbar unter: https://www.dge.de/presse/meldungen/2020/pflanzenbetonte-ernaehrung-bewegung-als-krebspraevention/.
  10. Sport bei Krebs: So wichtig wie ein Medikament | DKG; 2023 [Stand: 03.10.2023]. Verfügbar unter: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/basis-informationen-krebs-allgemeine-informationen/sport-bei-krebs-so-wichtig-wie-.html.
  11. Krebsforschungszentrum, Krebsinformationsdienst, Deutsches. Rauchen verursacht Krebs. Krebsinformationsdienst 24.05.2016 [Stand: 03.10.2023]. Verfügbar unter: https://www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/risiken/rauchen-und-passivrauchen.php.
  12. Prostata-Vorsorge und Früherkennung von Prostatakrebs – Prostata Hilfe Deutschland; 2023 [Stand: 03.10.2023]. Verfügbar unter: https://www.prostata-hilfe-deutschland.de/prostata-wissen/prostatakrebs-vorsorge-frueherkennung.
  13. Prostata-Krebs – Robert-Koch-Institut; 2020 [Stand: 24.10.2023]. Verfügbar unter: Krebs – Prostatakrebs (krebsdaten.de)