Die Sägepalmfrucht bei Prostatabeschwerden

Die Sägepalmfrucht wurde bereits vor vielen Jahrhunderten von amerikanischen Ureinwohnern als ein Heilmittel gegen urologische Beschwerden verwendet. Erkrankungen der Prostata werden häufig medikamentös behandelt. Doch was sagt die aktuelle Studienlage zur Behandlung von Prostatabeschwerden mit der Sägepalmfrucht? In diesem Beitrag werden die Inhaltsstoffe von der Sägepalmfrucht und deren Wirkungsweise auf die Prostata genauer erläutert.

Die Prostata

Die Prostata gehört zu den inneren männlichen Geschlechtsorganen. Sie trägt zur Produktion des Samensekrets bei. Das Samensekret erhöht die Beweglichkeit und Befruchtungsfähigkeit der Spermien (1).

Wie bereits einleitend beschrieben, ist die Prostata anfällig für Erkrankungen.  Prostatakrebs stellt die häufigste Tumorerkrankung bei Männern dar und ist von einer benignen Prostatahyperplasie (BPH) zu unterscheiden.  BPH steht für eine gutartige Vergrößerung des Prostatagewebes. Dadurch kann es allerdings zu einer Beeinträchtigung der Harnwege kommen. Dies kann wiederum zu weiteren Komplikationen führen. Als Prostatitis bezeichnet man eine Entzündung der Prostata. Diese kann sowohl bakteriell, als auch nicht-infektiös sein.

Neben einer ausgewogenen Ernährung wirken sich Sport, sowie Verzicht auf Alkohol und Rauchen positiv auf die Prostata aus. Die Ernährung spielt allerdings eine besonders wichtige Rolle bei der Erhaltung der Prostatagesundheit. So haben einige Pflanzen gesundheitsfördernde und entzündungshemmende Eigenschaften, die die Symptome von urologischen Beschwerden lindern (2).

Sägepalmfrucht: Ein uralter Freund der männlichen Gesundheit

Die Sägepalme stammt aus den Sümpfen der südöstlichen USA. Dort wurden Sägepalmfrüchte erstmals von Ureinwohnern dieser Gebiete zur Linderung urologischer Beschwerden verwendet. Die Früchte haben die Form einer kleinen Beere und eine dunkelviolette bis schwarze Farbe. Die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen dieser Früchte begannen bereits in den 1870er Jahren. Schon damals konnten Sägepalmfrüchten eine Vielzahl gesundheitsfördernder Effekte nachgewiesen werden. Dazu zählen:

• Verlangsamung des Prostatawachstums
• Vergrößerung der Brustdrüsen
• Verringerung von Regelschmerzen (3).

Wirkungsvolle Inhaltsstoffe von Sägepalmfrüchten

Sägepalmenfrüchte enthalten eine Vielzahl an Inhaltsstoffen. Dazu zählen unter anderem:

• Fettsäuren
  • Laurinsäure
  • Ölsäure
  • Myristinsäure
  • Palmitinsäure
• Phytosterole
• Flavonoide
• Polyprenole (4)

Laurinsäure, Myristinsäure und Palmitinsäure gehören zu gesättigten Fettsäuren. Üblicherweise betrachtet man diese Art der Fettsäuren als „ungesund“. Mit übermäßigem Konsum dieser Art von Fettsäuren steigt das Risiko für die Entstehung von kardiovaskulären Erkrankungen (5). Doch wie können dann Sägepalmfrüchte gesundheitsfördernd sein?

Laut Carlberg et al. sind Lipide eine wichtige Energiequelle für den Körper. Es wird ein empfohlen, dass ungefähr 35% des Kalorienbedarfs durch Fette gedeckt werden. Der Anteil an gesättigten Fettsäuren soll dabei unter 10% liegen, während einfach gesättigte Fettsäuren 10-15% ausmachen sollen (6). Die empfohlene Tagesmenge für Sägepalmöl liegt bei 320 mg und fällt dadurch beim absoluten Fettverzehr nicht ins Gewicht.

Außerdem wirken einige gesättigte Fettsäuren in ausgewogener Menge gesundheitsfördernd. So gilt Laurinsäure als antimikrobiell und hat hautpflegende Eigenschaften (7). Ölsäure gehört zu den einfach ungesättigten Fettsäuren und wirkt antioxidativ (5).

Weitere wertvolle Inhaltsstoffe und deren Wirkungsweisen sind unter anderem:

Phytosterole – natürliche Bestandteile pflanzlicher Zellmembranen:

• Hemmung von Aktivität der Zellen, die das Prostatawachstum beeinflussen
• Senkung des Cholesterinspiegels
• Protektive Wirkung in der Krebsprävention (8)

Flavonoide – eine Art von Polyphenolen:

• Antioxidative Eigenschaften: Schutz der Zellen von oxidativen Schäden
• Antikanzerogene Eigenschaften: Bildung von Entgiftungsenzymen, Hemmung der Aktivierung von Krebszellen
• Kardiovaskuläre Auswirkungen: Verringerung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall, Reduktion des Blutdrucks, Verminderung von Entzündungsmarkern im Blut, Erhöhung der Blutflussgeschwindigkeit
• Verbesserung der kognitiven Leistung (9)

Polyprenole – komplexe Moleküle, die zu der Gruppe der Lipide gehören:

• Anti-toxische, anti-teratogene und anti-karzinogene Eigenschaften
• Antivirale Wirkung (z. B. bei Hepatitis-C und HIV)
• Positive Auswirkungen bei Bluthochdruck, hohem Cholesterinspiegel, Diabetes, Gicht und Lupus
• Stärkung des Immunsystems (10)

Wie beeinflusst die Sägepalmfrucht die Prostatagesundheit?

Die oben genannten Inhaltsstoffe wirken unterschiedlich auf die Prostata. Die Sägepalmfrucht zeigt dabei in Studien unter anderem folgende gesundheitsfördernde Eigenschaften:

Entzündungshemmend

• Hemmung entzündlicher Prozesse in der Prostata
• Abbau von Zellen, die die Freisetzung proinflammatorischer Substanzen regulieren

Anti-proliferativ/ apoptotisch

• Antiproliferative Aktivität: Hemmung des unkontrollierten Wachstums von Prostatazellen
• Apoptotische Aktivität: Förderung eines natürlichen Selbstzerstörungsmechanismus von Zellen, die das Prostatagewebe vergrößern

Anti-androgen

• Blockierung der Wirkung männlicher Hormone
• Hemmung der Umwandlung des T-Hormons in das potentere DHT (4)

Studienlage

Die Wirksamkeit von Präparaten aus Sägepalmfrüchten für die Behandlung wurde durch zahlreiche Studien nachgewiesen. In einer Studie wurde der Effekt von Sägepalmfruchtöl auf chronische Prostatitis überprüft. Die Studiendauer betrug 12 Wochen. Während dieser Zeit erhielten Probanden täglich 320 mg Sägepalmfruchtöl in Kapselform. Die Kontrollgruppe erhielt die gleiche Menge an Placebo-Kapseln. Im Gegensatz zur Kontrollgruppe konnte bei der Interventionsgruppe eine signifikante Linderung der Beschwerden festgestellt werden (11).

Positive Auswirkungen von Sägepalmfruchtöl auf BPH wurden ebenfalls bestätigt. In einer Metaanalyse wurde die Effektivität von Sägepalmfruchtöl im Vergleich zu Tamsulosin überprüft. Tamsulosin ist ein Medikament, das häufig zur Behandlung von BPH verschrieben wird. Bei beiden Testgruppen konnten ähnlich positive Effekte in Bezug auf die Symptomlinderung festgestellt werden. Bei der Gruppe, die mit Tamsulosin behandelt wurde, konnte jedoch eine stärkere Verkleinerung des Prostatavolumens festgestellt werden. Allerdings hatten die Probanden der Sägepalmfruchtöl-Gruppe weniger Nebenwirkungen (12).

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) führt Sägepalmfrüchte als eine mögliche Maßnahme zur Behandlung von Beschwerden bei BPH auf. Diese Schlussfolgerung basiert auf wissenschaftlichen Nachweisen. Sie belegen die Wirksamkeit und Sicherheit von Präparaten mit Sägepalmfrüchten bei der Anwendung über einen Zeitraum von zehn Jahren. Die EMA erläutert, dass die Sägepalmfrüchte die Wirkung von Androgenen senken. Das ist ein entscheidender Faktor für die Prostatavergrößerung. Außerdem können Sägepalmfrüchte entzündungshemmend wirken (14). Die ideale Dosierung beträgt 320 mg täglich oder zweimal täglich 160 mg (15).

Fazit

Prostatabeschwerden sind eine häufige Erscheinung im Alter. In der traditionellen Medizin wurde unter anderem die Sägepalmfrucht zur Behandlung urologischer Beschwerden verwendet. Ihre Effektivität konnte wissenschaftlich bestätigt werden. Die Sägepalmfrucht wirkt entzündungshemmend, antiproliferativ, und antiandrogen. Die ideale Tagesdosis zur Behandlung von Prostatabeschwerden beträgt dabei 320 mg Sägepalmfruchtöl. Im Vergleich zur medikamentösen Behandlung ist ihre Wirkung zwar etwas schwächer, dafür verursacht sie weniger Nebenwirkungen. Somit kann die Sägepalmfrucht als eine mögliche pflanzliche Alternative zur Vorbeugung und Behandlung von Prostatabeschwerden angesehen werden.

Quellen

1. Faller A, Schünke M. Der Körper des Menschen: Einführung in Bau und Funktion. 18., unveränderte Auflage. Stuttgart, New York: Georg Thieme Verlag; 2020.
2. Robert Koch Institut. Prostataerkrankungen. Gesundheitsberichterstattung des Bundes 2007; (36).
3. Geavlete P, Multescu R, Geavlete B. Serenoa repens extract in the treatment of benign prostatic hyperplasia. Ther Adv Urol 2011; 3(4):193–8. doi: 10.1177/1756287211418725.
4. Blair HA. Hexanic Extract of Serenoa repens: A Review in Symptomatic Benign Prostatic Hyperplasia. Drugs Aging 2022; 39(3):235–43. doi: 10.1007/s40266-022-00924-3.
5. Vilgis TA. Biophysik der Ernährung. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg; 2022.
6. Carlberg C, Klotz L-O, Molnár F. Nutrigenomik. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg; 2022.
7. Vögtli A. Laurinsäure: PharmaWiki; 2023 [Stand: 05.12.2023]. Verfügbar unter: https://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=Laurins%C3%A4ure.
8. Haller D, Grune T, Rimbach G, Hrsg. Biofunktionalität der Lebensmittelinhaltsstoffe. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg; 2012. (Springer-Lehrbuch). Verfügbar unter: http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:31-epflicht-1591301.
9. Matissek R. Lebensmittelchemie. 9., neu bearbeitete und aktualisierte Auflage. Berlin, Heidelberg: Springer Spektrum; 2019. (Lehrbuch).
10. Zhang Q, Huang L, Zhang C, Xie P, Zhang Y, Ding S et al. Synthesis and biological activity of polyprenols. Fitoterapia 2015; 106:184–93. Verfügbar unter: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0367326X15300824.
11. Zhang K, Guo R-Q, Chen S-W, Chen B, Xue X-B, Chen S et al. The efficacy and safety of Serenoa repens extract for the treatment of patients with chronic prostatitis/chronic pelvic pain syndrome: a multicenter, randomized, double-blind, placebo-controlled trial. World J Urol 2021; 39(9):3489–95. doi: 10.1007/s00345-020-03577-2.
12. Cai T, Cui Y, Yu S, Li Q, Zhou Z, Gao Z. Comparison of Serenoa repens With Tamsulosin in the Treatment of Benign Prostatic Hyperplasia: A Systematic Review and Meta-Analysis. Am J Mens Health 2020; 14(2):1557988320905407. doi: 10.1177/1557988320905407.
13. Vela-Navarrete R, Alcaraz A, Rodríguez-Antolín A, Miñana López B, Fernández-Gómez JM, Angulo JC et al. Efficacy and safety of a hexanic extract of Serenoa repens for the treatment of lower urinary tract symptoms associated with benign prostatic hyperplasia (LUTS/BPH): systematic review and meta-analysis of randomised controlled trials and observational studies. BJU Int 2018; 122(6):1049–65. doi: 10.1111/bju.14362.
14. European Medicines Agency. Pflanzliche Arzneimittel: Zusammenfassung für die Öffentlichkeit 2016.
15. European Medicines Agency. European Union herbal monograph on Serenoa repens (W. Bartram) Small, fructus 2015 [Stand: 04.12.2023]. Verfügbar unter: https://www.ema.europa.eu/en/documents/herbal-monograph/final-european-union-herbal-monograph-serenoa-repens-w-bartram-small-fructus_en.pdf.