Männergesundheit

Prostataerkrankungen

Die Prostata ist eine kleine, scheinbar unbedeutende Drüse, die sich im männlichen Körper befindet. Allerdings spielt sie eine entscheidende Rolle für die Fortpflanzung und allgemeine Gesundheit von Männern. Gerade auch weil Erkrankungen der Prostata eine häufige Erscheinung sind. Sie stellen eine Belastung für viele Männer dar und mindern die Lebensqualität. Im Nachfolgenden werden die Funktionen der Prostata, sowie die Symptome einige der häufigsten Krankheitsbilder erläutert.

Warum ist die Prostata so wichtig?

Die Prostata gehört zu den inneren männlichen Geschlechtsorganen und übernimmt eine wichtige Rolle in der Fortpflanzung. Zusammen mit den Samenbläschen bildet die Prostata das Samensekret. Dieses Sekret sorgt für die Beweglichkeit und Befruchtungsfähigkeit der Spermien. Bei der Ejakulation wird es durch zusammenziehen der Prostatamuskeln in die Harnröhre gepresst (1).

Die Funktionen der Prostata werden durch das männliche Geschlechtshormon gesteuert. Das T-Hormon wird in der Prostata in das aktivere DHT verstoffwechselt. DHT beeinflusst das Wachstum der Prostata, aber auch das Wachstum von Penis und Hoden, sowie den Haarwuchs. Ohne männliche Geschlechtshormone würde die Prostata unterentwickelt bleiben und kein Sekret bilden (2).

Wie beeinflusst der Hormonhaushalt die Prostata im Alter?

Wie bereits beschrieben, werden die Funktionen der Prostata von Geschlechtshormonen beeinflusst. Zum natürlichen Prozess des Alterns gehören hormonelle Schwankungen. So ist der Androgenspiegel im Alter zwischen 20 und 25 Jahren am höchsten und sinkt danach kontinuierlich ab. Der abnehmende Hormonspiegel kann in Potenzstörungen, Stimmungsschwankungen und Depression resultieren. Außerdem wird die körperliche Zusammensetzung beeinflusst. Insbesondere Muskel- sowie Knochenmasse nehmen im Zuge des Alterungsprozesses ab (3).

Eine ungesunde Lebensweise beeinflusst Veränderungen des Hormonhaushaltes jedoch zusätzlich. Besonders problematisch sind hierbei eine unausgewogene Ernährung und Bewegungsmangel. Es kommt zur vermehrten Fetteinlagerung und zum Anstieg der Spiegel von Cholesterin, Östrogenen, DHT und Insulin. Diese Kombination steigert das Risiko für zahlreiche, altersassoziierte Erkrankungen (4).

Prostataerkrankungen werden ebenfalls mit einem erhöhten Androgenspiegel in Verbindung gebracht. Vor allem ein erhöhter DHT-Spiegel fördert das Wachstum des Prostatagewebes. Das neu gewachsene Gewebe entwickelt sich entweder gutartig oder bösartig. Mit dem bösartigen Gewebe entsteht Prostatakrebs, der den häufigsten malignen Tumor beim Mann darstellt.

Das T-Hormon hat damit bei älteren Männern sowohl negative als auch positive Seiten: Es fördert den Erhalt gesunder Muskel- und Knochenmasse, kann aber auch Prostatakrebs fördern. Wie also damit umgehen?

Das Einfachste ist es, sich zunächst auf eine gesunde Lebensweise zu konzentrieren. Denn sowohl eine gesunde Ernährung, als auch Bewegung reduzieren das Risiko für Prostatakrebs und Muskelschwund. Um den Hormonspiegel im Gleichgewicht zu halten, empfiehlt das RKI daher einen gesunden Lebensstil anzustreben. Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige sportliche Aktivität sowie Verzicht auf Rauchen und Alkohol spielen hierbei eine entscheidende Rolle (5).

Typische Veränderungen der Prostata im Alter – Symptome erkennen

Ein veränderter Hormonspiegel stellt nicht immer einen Grund zur Sorge dar. Die Zellen im menschlichen Körper verändern sich mit dem Alter und passen sich an einen langsameren Stoffwechsel an. So ist es normal, dass die Prostata mit zunehmendem Alter größer wird. Medizinisch wird die Vergrößerung der Prostata benigne Prostatahyperplasie (BPH) genannt. Dieser Begriff ist von benignem Prostatasyndrom zu unterscheiden. Hiervon spricht man nur, wenn die BPH wirklich Beschwerden verursacht (4).

Die BPH ist eine gutartige Veränderung der Prostata und führt häufig nicht zu Beschwerden. Dennoch kann das vergrößerte Gewebe der Prostata die Harnwege beeinträchtigen und somit unangenehme Symptome verursachen. Die ersten Beschwerden, treten dabei in der Regel ab dem 50. Lebensjahr auf. Durch die vergrößerte Prostata wird die Harnröhre eingeengt, was den Harnabfluss beeinträchtigt. Dadurch wird der Harnstrahl geschwächt und der Start des Urinierens ist erschwert. Das Druckgefühl wird stärker, man muss häufiger auf die Toilette und die nächtlichen Toilettengänge nehmen ebenfalls zu. Diese Symptome werden mit zunehmendem Alter als normal betrachtet.

Bei den meisten Betroffenen ist keine Behandlung erforderlich und die Symptome klingen häufig von selbst ab. Allerdings kann es zu Komplikationen kommen. Die Prostata kann so stark anwachsen, dass die Harnröhre, die durch die Prostata verläuft, eingeengt wird. Dadurch fließt der Restharn zurück in die Harnblase, sodass diese nicht vollständig entleert wird. So vermehren sich Bakterien, die Blasenentzündungen verursachen. Die Bildung von Blasen- und Prostatasteinen wird damit ebenfalls begünstigt. Ein Anzeichen für solche Steine in den Harnwegen ist Blut im Urin und Sperma. Eine akute Komplikation liegt vor, wenn die Blase gar nicht mehr entleert werden kann. In diesem Fall ist eine dringende Behandlung erforderlich, in der meist ein Katheter eingelegt wird. Falls sich allerdings der Urin bis zu den Nieren hochstaut, kann das zum Nierenversagen führen (6).

Gutartige Prostatahyperplasie
Gutartige Prostatahyperplasie (rechts): Die Prostata engt den Harnleiter ein.

Welche Krankheiten stecken hinter diesen Symptomen?

Die oben genannten Symptome werden durch verschiedene Prostata-Erkrankungen verursacht. Die häufigsten Krankheiten werden im Nachfolgenden erläutert:

Eine Prostatitis stellt eine Entzündung der Prostata dar. Sie wird durch Bakterien ausgelöst, meist im Rahmen einer Harnwegsinfektion bei Rückfluss des Harns in die Prostata. Sie kann infolge wiederkehrender Entzündungen chronisch werden. Eine Entzündung wird durch Prostatasteine und eine Einengung der Harnröhre begünstigt (8). Die Symptome einer akuten Prostatitis sind Schmerzen im Bereich des Damms, Unterbauchs und der Prostata, Fieber, starker Harndrang, aber auch Harnverhalt (7).

Die benigne Prostatahyperplasie steht für die Vergrößerung der Prostata. An sich ist die BPH eher harmlos. Allerdings besteht ein gewisses Risiko für Komplikationen aufgrund der Wirkungen auf die Harnwege und später auf die Nierenfunktion. Die Anzeichen für die Einengung der Harnwege sind Startschwierigkeiten beim Wasserlassen, schwacher Strahl, plötzlicher Harndrang, nächtliches Wasserlassen und Unfähigkeit des Wasserlassens.

Prostatakrebs ist der häufigste maligne Tumor beim Mann und hat verschiedene Ursachen. Dazu zählen das zunehmende Alter, prolongierte Androgenwirkung, Genetik und die Ernährung. Obwohl wie bei BPH das Gewebe der Prostata wächst, entwickeln sich die beiden Vergrößerungen unabhängig voneinander. Die Prozesse können sogar gleichzeitig ablaufen. Der Krebs entwickelt sich meist im peripheren Teil der Prostata, die BPH eher in der inneren Zone. Prostatakrebs entwickelt sich langsam über die Jahre und oft liegen keine Symptome vor. Im fortgeschnittenen Stadium blockiert der Tumor die Harnröhre, wodurch der Harnabfluss behindert wird. Im Gegensatz zur BPH greift Prostatakrebs irgendwann auch auf umliegende Organe und Knochen über (7).

Entstehung von Prostatakrebs

Obwohl diese Erkrankungen teilweise unterschiedliche Ursachen haben und sich unterschiedlich entwickeln, haben sie ähnliche Symptome. Außerdem fördern die Erkrankungen sich teilweise gegenseitig. Die BPH verursacht intraprostatischen Reflux und chronische Prostatitis. Bei einer chronischen Entzündung und BPH besteht dauerhaft ein oxidativer und nitrosativer Stress. Dieser entzündliche Reiz fördert die Bildung von Krebszellen begünstigt (4).

Welche Symptome sollte ich unbedingt abklären lassen?

Im Folgenden werden die Symptome aufgelistet, bei denen ein ärztlicher Besuch zu empfehlen ist.  Die Symptome variieren je nach Person und Stadium der Erkrankung. Wie bereits beschrieben, treten in vielen Fällen milde Symptome wie häufiges Urinieren auf. In solchen Fällen wird häufig keine Behandlung empfohlen, da die Beschwerden oft ohne jegliche Behandlung abklingen. Auf der anderen Seite sind einige Männer von jahrelangen Beschwerden betroffen. Sie sind sehr störend und haben oft einen negativen Einfluss auf die Lebensqualität (9).

Alarmierende Symptome umfassen:

  • Schmerzen im Dammbereich
  • Kompletter Harnverhalt
  • Blut im Urin und Sperma
  • Starkes Brennen beim Wasserlassen

Im Falle eines akuten Harnverhalts kann die Blase nicht entleert werden. So staut sich der Urin bis zu den Nieren auf, was in Nierenversagen resultieren kann. Bei sehr ausgeprägter Blutung können Blutklümpchen die Harnröhre verstopfen, was ebenfalls zum Harnverhalt führt (10).

Die oben genannten Symptome kommen auch bei Prostatakrebs vor. Allerdings treten die ersten Beschwerden oft erst im fortgeschrittenen Stadium auf. Daher ist eine frühzeitige Diagnose von großer Bedeutung, um einen schweren Krankheitsverlauf zu vermeiden. Es wird eine jährliche Untersuchung für alle Männer ab 45 Jahren empfohlen. Diese wird im Rahmen des gesetzlichen Krebsfrüherkennungsprogramms angeboten. Beim Vorliegen der oben genannten Symptome oder bei Unsicherheiten sollte man ebenfalls einen Arzt aufsuchen (5).

Fazit

Die Prostata spielt eine wichtige Rolle für die Fortpflanzung, das allgemeine Wohlbefinden und die Gesundheit des Mannes. Mit zunehmendem Alter verändert sich allerdings der Hormonhaushalt im Körper. Dies beeinflusst die Entstehung verschiedener Krankheitsbilder. Die häufigsten Prostataerkrankungen sind die Prostatitis, benigne Prostatahyperplasie und Prostatakrebs. Vor allem Prostatakrebs entwickelt sich langsam und schleichend. Die ersten Symptome treten oft erst im fortgeschnittenen Stadium auf. Daher ist es von großer Bedeutung, die Prostatagesundheit ernst zu nehmen, Risikofaktoren zu minimieren und aktiv auf Veränderungen im Körper zu achten. Eine Früherkennung bestimmter Erkrankungen kann schwerwiegende Folgen verhindern. Männern ab 45. Jahren wird eine jährliche Vorsorgeuntersuchung im Rahmen des Krebsfrüherkennungsprogramms empfohlen.

Quellen

  1. Faller A, Schünke M. Der Körper des Menschen: Einführung in Bau und Funktion. 18., unveränderte Auflage. Stuttgart, New York: Georg Thieme Verlag; 2020.
  2. Randazzo M, Grobholz R. Prostata: Anatomie und Physiologie. Journal für Urologie und Urogynäkologie 2019; 21(4):129–34. doi: 10.1007/s41972-020-00120-8.
  3. Urologische Stiftung Gesundheit. Hormondefizit des alternden Mannes – Urologische Stiftung Gesundheit. Urologische Stiftung Gesundheit 02.04.2022 [Stand: 14.10.2023]. Verfügbar unter: https://urologische-stiftung-gesundheit.de/ratgeber/hormondefizit-des-alternden-mannes/.
  4. Jacob LM. Der kausale Zusammenhang von Prostata-Hyperplasie, chronischer Prostatitis und Prostatakrebs. DZO 2019; 51(02):74–80. doi: 10.1055/a-0865-8464.
  5. RKI. Prostataerkrankungen. Gesundheitsberichterstattung des Bundes 2007; (36).
  6. Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. Was tun, wenn die Prostata wächst? 2012; (2).
  7. Gasser T. Basiswissen Urologie. 4. Aufl. 2009. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg; 2008. (Springer-Lehrbuch). Verfügbar unter: http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:31-epflicht-1494226.
  8. Kellner U, Frahm SO, Mawrin C, Krams M, Schüller S. Kurzlehrbuch Pathologie: Männlicher Genitaltrakt. 3., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag; 2019. (Kurzlehrbuch).
  9. European Association of Urology. Gutartige Prostatavergrößerung. EAU Patienteninformation 2014.
  10. Urologische Stiftung Gesundheit. Urologische Notfälle [Stand: 16.10.2023]. Verfügbar unter: https://urologische-stiftung-gesundheit.de/erkrankungen/urologische-notfaelle/.