Männergesundheit

Die benigne Prostatahyperplasie – ist eine vergrößerte Prostata eine normale Alterserscheinung?

Die benigne Prostatahyperplasie gilt als eine häufige Erkrankung, die bei vielen älteren Männern diagnostiziert wird. Sie kann lästige Beschwerden verursachen, die die Lebensqualität negativ beeinflussen. In diesem Blogbeitrag wird genau erklärt, welche Symptome auf die benigne Prostatahyperplasie hinweisen. Zusätzlich werden Risikofaktoren, Behandlungsmöglichkeiten und präventive Maßnahmen beleuchtet.

Was ist die benigne Prostatahyperplasie?

Die benigne Prostatahyperplasie (BPH) ist eine gutartige Vergrößerung der Prostata. Hierbei kann die Prostata bis auf die zehnfache Größe anwachsen. Das Gewebe wächst nach außen und drückt dabei in Richtung Blase und Darm. Durch diesen Druck wird die Harnröhre eingeengt, was zu Beschwerden beim Wasserlassen führt. Sie zeigen sich in Form von häufigem Harndrang, Nykturie, schwachem Harnstrahl oder Nachtröpfeln. Diese Symptome infolge der BPH bezeichnet man auch oft noch mal differenziert als benignes Prostatasyndrom (1).

Die BPH ist außerdem von weiteren häufigen Prostataerkrankungen zu unterscheiden. Eine Prostatitis zum Beispiel stellt eine Entzündung der Prostata dar. Sie entsteht meist durch Infektionen und kann akut oder chronisch verlaufen.

Beim Prostatakrebs wächst die Prostata ebenfalls, das Gewebe verändert sich jedoch bösartig. Im fortgeschnittenen Stadium breitet es sich dann auf umliegende Organe und Knochen aus. Der Prostatakrebs entwickelt sich außerdem eher in der peripheren Zone, während die BPH von der Innenzone ausgeht.

Die gutartige, oder benigne BPH unterscheidet sich vom bösartigen, malignen Krebs. Gutartige Zellen ähneln immer noch ihrem Ursprungsgewebe. Bösartige Zellen durchlaufen hingegen massive Änderungen und werden aggressiv und destruktiv (2).

Obwohl diese Krankheiten verschiedene Ursprünge haben, beeinflussen sie sich gegenseitig und können ähnliche Symptome verursachen. Durch BPH entsteht ein Reflux von Urin und begünstigt die Entstehung einer Entzündung. Sowohl BPH als auch die Prostatitis verursachen dauerhaften oxidativen Stress in der Prostata, was das Wachstum von Krebszellen begünstigt (3).

Warum entwickelt sich eine benigne Prostatahyperplasie?

Das Wachstum der Prostata wird vor allem durch Geschlechtshormone bedingt. Dabei wird in der Prostata das T-Hormon, in das aktivere DHT umgewandelt. Insgesamt sinkt der Hormon-Spiegel nach dem 25. Lebensjahr kontinuierlich ab. Der niedrigere Androgenspiegel bei älteren Männern kann dann zu Potenzstörungen, Stimmungsschwankungen, Depression sowie Knochen- und Muskelmasseverlust führen (4).

Allerdings führt DHT im zunehmenden Alter auch zur vermehrten Teilung von Prostatazellen. Somit entsteht neues Gewebe und die Entstehung einer BPH wird begünstigt. Die männlichen Sexualhormone haben im Alter also sowohl positive als auch negative Wirkungen. Der negative Einfluss wird dabei jedoch durch eine ungesunde Lebensweise begünstigt.

Risikofaktoren wie ungesunde Ernährung und mangelhafte körperliche Aktivität können dabei gut beeinflusst werden. Wer sich viel bewegt und auf eine ausgewogene Ernährung achtet, senkt sein Risiko für die Entstehung einer BPH. Jedoch gibt es auch unveränderbare Risikofaktoren, die nicht beeinflusst werden können. Dazu zählen das Alter, die familiäre Disposition sowie ethnische Zugehörigkeit (5).

Welche Symptome sind typisch für eine benigne Prostatahyperplasie?

Auch wenn diese Erkrankung als gutartig betrachtet wird, verursacht sie oft Beschwerden. Meist treten milde Symptome auf, die oft von selbst abklingen. In diesem Fall ist keine Behandlung notwendig. Dennoch können sie Komplikationen verursachen, die behandelt werden müssen. Die Symptome variieren je nach Person und Stadium der Erkrankung.

Typische Symptome umfassen:

  • Harnflussverzögerung: Es dauert länger bis der Harnfluss beginnt, oft ist das Ausüben von Druck erforderlich
  • Harnstrahlabschwächung: Der Harnstrahl ist schwächer als sonst – er kann geteilt, sprühend oder unterbrochen sein
  • Häufiges Wasserlassen: Bedürfnis öfter als sonst zu urinieren
  • Nykturie: Nächtliches Wasserlassen, der Schlaf wird deswegen mindestens einmal in der Nacht unterbrochen
  • Nachträufeln: Unfreiwilliges Austreten von Resttropfen nach dem Toilettengang
  • Harndrang: Plötzlich starker Drang und Schwierigkeiten mit dem Urinieren zu warten

Diese Symptome sind zunächst nicht alarmierend, jedoch sollten sie ärztlich untersucht und durch regelmäßige Kontrollen überprüft werden. Falls sich die Symptome verschlimmern, können sie zum Harnverhalt führen. In diesem Fall kann die Blase nicht selbstständig entleert werden. Der Harn staut sich bis zu den Nieren auf und kann zu Nierenversagen führen.

Ob milde oder schwere Symptome – sie haben eine negative Auswirkung auf das allgemeine Wohlbefinden der Betroffenen. Es besteht oft das Gefühl der Angst, dass keine Toilette zur Verfügung steht, wenn ein starker Harndrang verspürt wird. Tägliche Aktivitäten werden als erschwert empfunden, da die Betroffenen an Schlafmangel leiden. Häufig vermeiden die Betroffenen jede gesellschaftliche Aktivität, denn es scheint die einfachste Lösung zu sein. Auch auf das Sexualleben wirken sich die Symptome negativ aus. Inkontinenz und starker Harndrang können peinlich sein und das Selbstvertrauen mindern (6).

Wie wird die benigne Prostatahyperplasie diagnostiziert?

Bei Verdacht auf BPH wird die Prostata mit unterschiedlichen Methoden untersucht. Zunächst erfolgt eine ausführliche Anamnese, bei der der Arzt die Symptome und Beschwerden erfährt. Dazu gibt es vorgefertigte Fragebögen, wie beispielsweise den IPSS (International Prostate Symptom Score). Zur Größenbestimmung der Prostata erfolgt eine körperliche Untersuchung, mit der der Arzt die Prostata abtastet. Somit können Veränderungen und Abweichungen festgestellt werden. Die Vermutung einer Vergrößerung oder Veränderung des Gewebes wird mittels Ultraschall bestätigt. Größe und Form der Prostata lassen sich dadurch gut bestimmen. Auch weitere Parameter wie Restharn, Verdickung der Harnblase, sowie Blasensteine können mithilfe eines Ultraschalls festgestellt werden.

Eine weitere häufige Untersuchung ist die PSA-Blutuntersuchung. PSA steht für das prostataspezifische Antigen. Dieser Wert ist bei BPH oft erhöht und wird auch gerne mitbestimmt. Streng genommen ist er jedoch für Screening und Verlaufskontrolle von Prostata-Krebs gedacht.

Die BPH kann auch mittel Uroflowmetrie genauer untersucht werden. Dabei wird der Harnstrahl in Millimetern pro Sekunde, die Zeitdauer des Wasserlassens und die entleerte Menge gemessen. Die Ergebnisse liefern Informationen über die Beeinträchtigung des Harnstrahls durch eine Vergrößerung der Prostata und mögliche Einengung der Harnröhre (7).

Welche Behandlungsoptionen gibt es?

Die Behandlung von BPH richtet sich nach dem Schweregrad der Beschwerden, dem Leidensdruck und nach den Untersuchungsbefunden. Neben den konservativen Behandlungen gibt es operative Maßnahmen. Sie werden erst dann angewendet, wenn sich Beschwerden durch konservative Maßnahmen nicht beherrschen lassen. Beispiele dafür ist das Stauen des Harns bis zu den Nieren, vorausgegangene Harnverhalte, Blasensteine und prostatabedingte Blutungen (7).

Konservative Behandlungen umfassen:

  • Kontrolliertes Zuwarten
  • Beckenbodentraining
  • Phytotherapie
  • Alpha-Blocker
  • 5-Alpha-Reduktasehemmer

Operative Behandlungen umfassen:

  • Transurethrale Resektion der Prostata
  • Lasertherapie
  • Prostata-Arterien-Embolisation

Kontrolliertes Zuwarten wird häufig im Anfangsstadium als Behandlung angewandt. In dieser Phase treten meist milde Symptome auf, die von selbst abklingeln und keine Komplikationen entwickeln. Dem Betroffenen wird dann lediglich der Umgang mit den Symptomen erläutert. In den folgenden Monaten oder Jahren sollen regelmäßige Untersuchungen wahrgenommen werden, um die Entwicklung der Prostata im Blick zu behalten.

Beckenbodentraining ist bei Blasenschwäche ebenfalls hilfreich und wird bei Männern nach Operationen an der Prostata und bei Potenzproblemen empfohlen. Der Beckenboden schließt den Bauchraum und die Beckenorgane von unten. Die Beckenbodenmuskeln können trainiert werden um stärker zu werden und bei Inkontinenz zu helfen (8).

Wenn die Symptome als sehr störend empfunden werden, wird eine medikamentöse Behandlung empfohlen. Häufig werden Medikamente wie Alpha-Blocker und 5-Alpha-Reduktase-Hemmer vorgeschrieben. Damit wird das Enzym 5-Alpha-Reduktase gehemmt, welches das T-Hormon zu DHT verwandelt. Operativ wird während eines Eingriffs der vergrößerte Teil der Prostata entfernt.

Ein neues Verfahren stellt die Prostata-Arterien-Embolisation (PAE) dar. Damit wird die Blutversorgung der Prostata deutlich eingeschränkt und dies führt zu einer dauerhaften Schrumpfung der Drüse. Mittels Katheter werden kleinste Kügelchen in die Prostata abgegeben, die dauerhaft die Blutversorgung der Prostata unterbinden. Ein Vorteil zur klassischen Operation ist, dass keine Vollnarkose notwendig ist, da die Betäubung örtlich erfolgt. Mit diesem Verfahren besteht kein erhöhtes Risiko für eine Inkontinenz, Impotenz oder eines Samenergusses in die Harnblase (9).

Kann man einer Prostatahyperplasie vorbeugen?

Die Vergrößerung der Prostata gilt als eine typische Alterserscheinung. Dennoch sind die daraus resultierenden Beschwerden und Symptome kein zwingender Bestandteil des Alterns. Die typische westliche Ernährung und Bewegungsmangel begünstigen die Vergrößerung der Prostata. Auf dieser Weise vermehrt sich das viszerale Fett und die Werte von Cholesterin, Östrogenen und DHT sowie Insulin und IGF-1 steigen. Aus Cholesterin werden Geschlechtshormone gebildet. So wird die Androgenbildung vermehrt stimuliert und die Prostatazellen wachsen. Deren erhöhte Aktivität begünstigt die Entstehung der Prostatahyperplasie und auch von Prostatakrebs.

Eine effektive Möglichkeit zur Senkung dieses Risikos ist eine gesunde und ausgewogene Ernährung und körperliche Aktivität. Pflanzliche Lebensmittel liefern die meisten entzündungshemmenden Pflanzenstoffe, wogegen fettige Fleischwaren wie Burger und Wurst Kanzerogene enthalten (3).

Das Robert Koch-Institut (RKI) erläutert, dass in einer ausgewogenen Ernährung täglich frisches Obst, Gemüse, Kräuter und Vollkornprodukten beinhaltet sein sollen. Dagegen sollen fettreiche Lebensmittel, Rauchen und Alkohol gemieden werden.

Außerdem wird allen Männern nahegelegt, die Prostata-Vorsorgeuntersuchung wahrzunehmen. Regelmäßige. In Deutschland haben Männer ab 45 Jahren jährlich Anspruch auf eine Vorsorgeuntersuchung der Genitalorgane und Tastuntersuchung der Prostata. Diese dient zwar vor allem der Früherkennung von Krebs. Jedoch können im Rahmen der Vorsorge auch andere Erkrankungen der Prostata erfasst werden (5).

Hilfreiche Pflanzenextrakte gegen die Prostatahyperplasie

Einige Pflanzen haben gesundheitsfördernde und entzündungshemmende Eigenschaften, die die Symptome von urologischen Beschwerden lindern. Aufgrund ihres guten Nebenwirkungsprofils werden sie gerne vor Beginn einer medikamentösen Therapie ausprobiert. Im Nachfolgenden werden die pflanzlichen Mittel vorgestellt, die schon seit Jahrhunderten in der traditionellen Medizin eingesetzt werden.

Kürbiskerne dienen als natürliche Quelle von Vitaminen, Proteinen, mehrfach ungesättigten Fettsäuren und Spurenelementen. Der Wirkstoff Phytosterol soll die Produktion von DHT beeinträchtigen und das Wachstum der Prostata verhindern. Im Vergleich mit Alpha-Blockern erzielt Kürbiskernöldabei zum Teil eine vergleichbar gute Wirkung auf BPH (10).

Die Frucht der Sägepalme hatentzündungshemmende und antiandrogene Eigenschaften. Die Prozesse der Bildung des DHT durch 5-Alpha-Reduktase werden durch diese Eigenschaften gehemmt. Im Vergleich zu den Medikamenten, konnte auch Sägepalmenextrakt eine hohe Wirksamkeit zeigen. Jedoch beeinflusst Sägepalmenextrakt nicht die Potenzfähigkeit oder Libido (11).

Brennnessel ist bekannt als eines der wertvollsten Kräuter zur Behandlung von Harnwegeerkrankungen. Sie enthält reichlich Ballaststoffe, Vitamine, Fettsäuren und Lektine. Dadurch können die Symptome von BPH deutlich verbessert und sogar die Größe der Prostata reduziert werden (12).

Fazit und Empfehlung

Die benigne Prostatahyperplasie gehört zu den häufigsten Erkrankungen des Mannes. Obwohl sie als eine gutartige Prostatavergrößerung gilt, kann sie schwere und lästige Symptome verursachen, die die Lebensqualität mindern. Als präventive Maßnahmen soll auf eine ausgewogene Ernährung geachtet, regelmäßige körperliche Aktivität durchgeführt und Vorsorgeuntersuchungen wahrgenommen werden. Durch eine frühzeitige Diagnose können schwere Verläufe und Komplikationen vermieden werden. Vor einer medikamentösen Therapie können verschiedene Pflanzenextrakte erprobt werde. Die behandelnden Maßnahmen werden an die Bedürfnisse und Wünsche des Betroffenen angepasst.

Quellen

  1. Jacobi G. Kursbuch Anti-Aging: Gutartige Prostatavergrößerung – Benignes Prostatasyndrom. 1. Aufl.: Thieme; 2005.
  2. Kellner U, Frahm SO, Mawrin C, Krams M, Schüller S. Kurzlehrbuch Pathologie. 3., aktualisierte Auflage. Stuttgart, New York: Georg Thieme Verlag; 2019. (Kurzlehrbuch).
  3. Jacob LM. Der kausale Zusammenhang von Prostata-Hyperplasie, chronischer Prostatitis und Prostatakrebs. DZO 2019; 51(02):74–80. doi: 10.1055/a-0865-8464.
  4. Urologische Stiftung Gesundheit. Hormondefizit des alternden Mannes – Urologische Stiftung Gesundheit. Urologische Stiftung Gesundheit 02.04.2022 [Stand: 14.10.2023]. Verfügbar unter: https://urologische-stiftung-gesundheit.de/ratgeber/hormondefizit-des-alternden-mannes/.
  5. RKI. Prostataerkrankungen. Gesundheitsberichterstattung des Bundes 2007; (36).
  6. European Association of Urology. Gutartige Prostatavergrößerung. EAU Patienteninformation 2014.
  7. Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. Was tun, wenn die Prostata wächst? 2012; (2).
  8. gesundheitsinformation.de. Wie funktioniert ein Beckenbodentraining?; 2016 [Stand: 16.10.2023]. Verfügbar unter: https://www.gesundheitsinformation.de/wie-funktioniert-ein-beckenbodentraining.html.
  9. Radiologisches Institut Uniklinikum Erlangen. Prostata Arterien Embolisation; 2023 [Stand: 16.10.2023]. Verfügbar unter: https://www.radiologie.uk-erlangen.de/patienten/untersuchungsverfahren/prostata-arterien-embolisation-pae/.
  10. Zerafatjou N, Amirzargar M, Biglarkhani M, Shobeirian F, Zoghi G. Pumpkin seed oil (Cucurbita pepo) versus tamsulosin for benign prostatic hyperplasia symptom relief: a single-blind randomized clinical trial. BMC Urol 2021; 21(1):147. doi: 10.1186/s12894-021-00910-8.
  11. Cai T, Cui Y, Yu S, Li Q, Zhou Z, Gao Z. Comparison of Serenoa repens With Tamsulosin in the Treatment of Benign Prostatic Hyperplasia: A Systematic Review and Meta-Analysis. Am J Mens Health 2020; 14(2):1557988320905407. doi: 10.1177/1557988320905407.
  12. Akbar Karami A, Sheikhsoleimani M, Reza Memarzadeh M, Haddadi E, Bakhshpour M, Mohammadi N et al. Urtica Dioica Root Extract on Clinical and Biochemical Parameters in Patients with Benign Prostatic Hyperplasia, Randomized Controlled Trial. Pak J Biol Sci 2020; 23(10):1338–44. doi: 10.3923/pjbs.2020.1338.1344.