Arztbesuch

Prostatabeschwerden – Wann sollte man ärztlichen Rat einholen?

Die Prostata erfüllt eine ganze Reihe wichtiger Funktionen. Leider sind Erkrankungen dieser Drüse weit verbreitet. Die Beschwerden klingen dabei häufig ohne jegliche Behandlung wieder ab. Allerdings gibt es auch Männer die jahrelang an Prostatabeschwerden leiden. Dieser Beitrag soll dabei helfen, harmlose von bedenklicheren Symptomen zu unterscheiden.

Funktion der Prostata im Körper

Die Prostata gehört zu den inneren männlichen Geschlechtsorganen. Etwa ein Viertel des Ejakulats wird von der Prostata erzeugt, während der Rest aus Samenbläschen und Hoden stammt. Beim Ejakulieren zieht sich die Prostata zusammen und presst die Flüssigkeit in die Harnröhre. Dort vermischt sie sich mit dem Sekret aus den Samenbläschen zum Ejakulat (1).

Das männliche Geschlechtshormon reguliert das Wachstum und die Funktion der Prostata. Es wird in der Prostata in das aktivere DHT verstoffwechselt. Dieses beeinflusst das Wachstum von Geschlechtsorganen und Haaren. Ohne das T-Hormon würde die Prostata unterentwickelt bleiben und kein Sekret bilden (2).

Häufige Prostata-Erkrankungen im Überblick

Wie bereits einleitend beschrieben, ist die Prostata anfällig für Erkrankungen. Die häufigsten sind Prostatitis, benigne Prostatahyperplasie und Prostatakrebs. Sie zählen neben Herzkreislauf-Erkrankungen zu den häufigsten Erkrankungen bei Männern im höheren Lebensalter (3).

Prostatitis ist eine Entzündung der Prostata. Sie kann in akuter, chronischer oder asymptomatischer Form auftreten. Eine Entzündung der Prostata kann durch bakterielle Erreger oder aufgrund anderer Faktoren, wie Operationen an der Prostata, entstehen. Eine Infektion wird durch Einengung der Harnröhre, Rückfluss des Harns und Prostatasteine begünstigt (4, 5).

Die benigne Prostatahyperplasie (BPH) ist eine gutartige Vergrößerung der Prostata. An sich ist sie harmlos, allerdings kann sie zu Komplikationen führen. Eine vergrößerte Prostata engt die Harnwege ein, was eine Prostatitis verursachen und sich negativ auf die Nierenfunktion auswirken kann.

Prostatakrebs stellt den häufigsten bösartigen Tumor beim Mann dar. Hier wächst das Gewebe der Prostata ebenfalls und beeinträchtigt die Harnwege. Im Gegensatz zur BPH greift Prostatakrebs mit der Zeit umliegende Organe und Knochen an. Dieser Tumor entwickelt sich sehr langsam und verursacht meist erst im fortgeschrittenem Stadium Beschwerden. (6).

Typische Symptome – harmlos oder bedenklich?

Obwohl die oben genannten Krankheitsbilder verschiedene Ursachen haben und sich unterschiedlich entwickeln, ähneln sich die Symptome teilweise. Außerdem beeinflussen sie sich gegenseitig. Eine BPH kann beispielsweise zu einem Harnrückfluss und somit zu chronischer Prostatitis führen. BPH und Prostatitis begünstigen wiederum die Entstehung von Prostatakrebs aufgrund von anhaltendem oxidativem und nitrosativem Stress (7).

Sehr typische Symptome sind dabei:

  • Häufiger Harndrang, Entleerung geringer Harnmengen
  • Vermehrtes nächtliches Wasserlassen
  • Starker Harndrang
  • Startschwierigkeiten beim Wasserlassen
  • Schwacher Harnstrahl
  • Erektionsstörungen

Diese Symptome variieren je nach Person und Stadium der Erkrankung. In Fällen mit milden Symptomen, die noch nicht erheblich die Lebensqualität beeinflussen, wird keine Behandlung empfohlen. Die Beschwerden klingen häufig ohne jegliche Behandlung ab (8). Allerdings können Erkrankungen der Prostata auch schwerwiegende Folgen nach sich ziehen.

Was erhöht das Risiko für Prostataerkrankungen?

Das Risiko für eine Prostataerkrankung wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Einige davon sind angeboren, andere werden durch den Lebensstil beeinflusst.

Zu den Risikofaktoren gehören:

  • Alter: Männer über 50 Jahren sind anfälliger für BPH und Prostatakrebs. Mit zunehmendem Alter wird vermehrt DHT produziert.
  • Familiäre Disposition: Bei bereits vorhandenen Fällen von Prostatakrebs im engeren Familienkreis ist das individuelle Risiko erhöht.
  • Geografische Lage: Regionen mit erhöhtem Risiko für eine Prostataerkrankung sind Zentral- und Nordeuropa, Nordamerika und Australien. In Regionen wie Asien und dem Mittelmeerraum ist das Risiko geringer.
  • Ethnische Zugehörigkeit: Ein Beispiel hierfür sind afroamerikanische Männer in den USA. Sie haben ein höheres Risiko zu erkranken als Männer anderer ethnischer Gruppen.
  • Lebensstil: Eine unausgewogene Ernährung reich an Fett und rotem Fleisch, aber arm an Gemüse und Obst fördert das Erkrankungsrisiko. Mangelnde körperliche Aktivität und Übergewicht erhöhen ebenfalls das Risiko für Prostataerkrankungen (11).

Erhaltung und Förderung der Prostatagesundheit

Ein gesunder Lebensstil spielt eine entscheidende Rolle für die Erhaltung der Prostatagesundheit. Nach Jacob begünstigt die westliche Ernährungs- und Lebensweise die Entwicklung von BPH und Prostatakrebs. Die „westliche“ Lebensweise ist dabei durch eine unausgewogene Ernährung und Bewegungsmangel gekennzeichnet. Dies führt zu Übergewicht, was das Risiko für die Entwicklung vieler Krankheiten erhöht. Im Gegensatz dazu wirkt eine ausgewogene Ernährung, reich an pflanzlichen Lebensmitteln, gesundheitsfördernd. Obst und Gemüse enthalten viele Mineral- und Pflanzenstoffe, die unter anderem als entzündungshemmend gelten (7).

Neben der Ernährung ist die Bewegung von entscheidender Bedeutung. Regelmäßige körperliche Aktivität fördert die Durchblutung des gesamten Körpers, stärkt das Immunsystem, erhöht den Glukoseverbrauch und normalisiert den Hormonspiegel. Um gesundheitsfördernde Effekte zu erzielen, empfiehlt die Deutsche Krebsgesellschaft eine körperliche Aktivität von mindestens dreimal wöchentlich für jeweils 60 Minuten. Sportliche Aktivität hat sich als effektives Mittel, sowohl für die Prävention als auch für die Rückbildung von Krebszellen, erwiesen (12).

Welche Vorsorgeuntersuchungen sind empfehlenswert?

Trotz der bekannten präventiven Maßnahmen sind Prostataerkrankungen weit verbreitet. Vorsorgeuntersuchungen sind daher im Rahmen der Prävention unerlässlich. Besonders bei Prostatakrebs ist eine frühzeitige Diagnose von erheblicher Bedeutung, um einen schweren Krankheitsverlauf zu vermeiden. Männer ab 45 Jahren haben im Rahmen des gesetzlichen Krebsfrüherkennungsprogramms Anspruch auf eine jährliche Untersuchung der Prostata.

In der folgenden Tabelle werden einige gängige Tests zum initialen Screening auf Prostataerkrankungen erläutert. Diese Tests werden oft kombiniert angewandt und geben einen einfachen Überblick über den Zustand der Prostata. In der Regel dienen sie jedoch nicht der endgültigen Diagnosestellung. Diese sollte durch den behandelnden Urologen unter Einbeziehung aller diagnostischen Maßnahmen erfolgen (13).

UntersuchungVorgehensweiseVorteileNachteile
Digital-rektale UntersuchungAbtasten der Prostata durch den EnddarmSchnell, einfachEs können verschiedene Prostatabeschwerden erkannt werdenWird oft als unangenehm empfundenNicht ausreichend als alleinige Maßnahme zur Diagnose
PSA-TestBluttest zur Ermittlung des Wertes von „Prostata-spezifischem Antigen“EinfachFrüherkennung von Prostatakrebs möglichFalsch-positive Ergebnisse bei Entzündungen und Manipulationen an der Prostata möglich
Transrektale SonographieMithilfe von Ultraschallwellen werden innere Organe und Strukturen sichtbarNicht invasivGute Darstellung von Struktur und Größe der ProstataBestimmung von Restharnmenge und NierenstauungKomplexeres VerfahrenErgebnisse hängen vom Können des Untersuchers ab
Tab. 1: Häufige Prostatauntersuchungen (5, 9, 10)

Was tun, wenn bedenkliche Symptome auftreten?

Bei bedenklichen Symptomen im Zusammenhang mit der Prostata ist es entscheidend, einen Urologen zu konsultieren. Diegenaue Beschreibung der Symptome und ihres zeitlichen Verlaufs ist dabei essenziell, um eine präzise Diagnose zu ermöglichen. Um den Schweregrad der Beschwerden zu ermitteln, wird häufig ein standardisierter Fragebogen, der IPSS (International Prostate Symptom Score) verwendet.

Anhand der Punktezahl aus dem Fragebogen lassen sich die Beschwerden in milde, stark und sehr stark beeinträchtigende Symptome klassifizieren. Der IPSS-Wert dient als grobe Einschätzung und ersetzt nicht die professionelle Untersuchung und Diagnose durch einen Arzt. Eine regelmäßige Durchführung des Tests ist ratsam. Bei einer Verschlechterung der Ergebnisse sollte umgehend ärztlicher Rat eingeholt werden.

Fragebogen zum WasserlassenNieseltener als in
1 von 5 Fällen
seltener als in der Hälfte aller Fälleungefähr in
der Hälfte
aller Fälle
in mehr als
der Hälfte
aller Fälle
fast immer
Wie oft während des letzten Monats hatten Sie das Gefühl, dass Ihre Blase nach dem Wasserlassen nicht ganz geleert war?1 Punkt2 Punkte3 Punkte4 Punkte5 Punkte
Wie oft während des letzten Monats mussten Sie in weniger als zwei Stunden ein zweites Mal Wasser lassen?1 Punkt2 Punkte3 Punkte4 Punkte5 Punkte
Wie oft während des letzten Monats mussten Sie beim Wasserlassen mehrmals aufhören und neu beginnen?1 Punkt2 Punkte3 Punkte4 Punkte5 Punkte
Wie oft während des letzten Monats hatten Sie
Schwierigkeiten,
das
Wasserlassen
hinauszuzögern?
1 Punkt2 Punkte3 Punkte4 Punkte5 Punkte
Wie oft während des letzten Monats hatten Sie
einen schwachen Strahl beim Wasserlassen?
1 Punkt2 Punkte3 Punkte4 Punkte5 Punkte
Wie oft während des letzten Monats mussten Sie
pressen oder sich anstrengen, um mit dem
Wasserlassen zu beginnen?
1 Punkt2 Punkte3 Punkte4 Punkte5 Punkte
Wie oft sind Sie während des letzten Monats im
Durchschnitt nachts aufgestanden, um Wasser zu
lassen? Maßgebend ist der Zeitraum vom
Zubettgehen bis zum Aufstehen am Morgen
einmal 1 Punktzweimal 2 Punktedreimal 3 Punkteviermal 4 Punktefünfmal 5 Punkte
Nieseltener als in
1 von 5 Fällen
seltener als in der Hälfte aller Fälleungefähr in
der Hälfte
aller Fälle
in mehr als
der Hälfte
aller Fälle
fast immer
Fragen aus dem IPSS-Fragebogen (14)

Die Bewertung der Ergebnisse funktioniert wie folgt:

  • 0-7 Punkte: Die Beschwerden werden als mild eingestuft. Dennoch sollte der Patient das Thema mit seinem Arzt besprechen und den Test nach vier Wochen wiederholen.
  • 8-19 Punkte: Die Beschwerden sind bereits stark beeinträchtigend. Es ist ratsam, bald einen Arzt aufzusuchen.
  • 20-35 Punkte: Die Beschwerden wirken sehr stark beeinträchtigend. Es sollte umgehend  ein Arzt aufgesucht werden (14).

Häufig werden milde Symptome ignoriert, da es vielen Männern unangenehmen ist, darüber zu reden. Dennoch sollten sich Betroffenen hierzu ihren Hausarzt oder Urologen konsultieren. Mit einer rechtzeitigen Diagnose und Behandlung können schwerwiegende Folgen vermieden werden.

Dauer und Schweregrad von urogenitalen Symptomen sind wahrscheinlich die wichtigsten Hinweise auf behandlungsbedürftige Erkrankungen der Prostata. Darüber hinaus gibt es außerdem einige Symptomkonstellationen, die grundsätzlich als abklärungsbedürftig gelten. Dazu gehören Schmerzen beim Wasserlassen in Verbindung mit Fieber, Schüttelfrost, Gewichtsverlust, oder Nachtschweiß. Auch Blut in Urin, oder Sperma, sowie Schmerzen in  Rücken und Becken sind verdächtig. Diese Symptomkonstellationen können zwar ebenfalls harmlos sein, sollten jedoch mit einem Arzt besprochen werden (5, 9, 10).

Fazit

Prostataerkrankungen treten besonders bei Männern im höheren Lebensalter auf. Die häufigsten Formen von Prostataerkrankungen sind Prostatitis, benigne Prostatahyperplasie (BPH) und Prostatakrebs. Bedenkliche Symptome wie Harnverhalt und Schmerzen im Beckenboden sind ernst zu nehmen und sollten nicht ignoriert werden. Treten derartige Symptome auf, sollte umgehend ein Urologe oder Hausarzt konsultiert werden. Eine genaue Beschreibung der Symptome und deren zeitlicher Verlauf ist dabei hilfreich. Eine gesunde Lebensweise, einschließlich ausgewogener Ernährung und regelmäßiger körperlicher Aktivität, trägt zur Erhaltung der Prostatagesundheit bei. Früherkennung und rechtzeitige Behandlung sind jedoch trotzdem entscheidend, um schwerwiegende Folgen zu vermeiden und die Lebensqualität zu erhalten.

Quellen

  1. Faller A, Schünke M. Der Körper des Menschen: Einführung in Bau und Funktion. 18., unveränderte Auflage. Stuttgart, New York: Georg Thieme Verlag; 2020.
  2. Randazzo M, Grobholz R. Prostata: Anatomie und Physiologie. Journal für Urologie und Urogynäkologie 2019; 21(4):129–34. doi: 10.1007/s41972-020-00120-8.
  3. Robert Koch Institut. Prostataerkrankungen. Gesundheitsberichterstattung des Bundes 2007; (36).
  4. Kellner U, Frahm SO, Mawrin C, Krams M, Schüller S. Kurzlehrbuch Pathologie: Männlicher Genitaltrakt. 3., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag; 2019. (Kurzlehrbuch).
  5. AMBOSS. Prostatitis: AMBOSS; 2023 [Stand: 14.11.2023]. Verfügbar unter: https://www.amboss.com/de/wissen/prostatitis/.
  6. Gasser T. Basiswissen Urologie. 4. Aufl. 2009. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg; 2008. (Springer-Lehrbuch). Verfügbar unter: http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:31-epflicht-1494226.
  7. Jacob LM. Der kausale Zusammenhang von Prostata-Hyperplasie, chronischer Prostatitis und Prostatakrebs. DZO 2019; 51(02):74–80. doi: 10.1055/a-0865-8464.
  8. Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. Was tun, wenn die Prostata wächst? 2012; (2).
  9. AMBOSS. Benignes Prostatasyndrom: AMBOSS; 2023 [Stand: 14.11.2023]. Verfügbar unter: https://www.amboss.com/de/wissen/benignes-prostatasyndrom/.
  10. AMBOSS. Prostatakarzinom: AMBOSS; 2023 [Stand: 14.11.2023]. Verfügbar unter: https://www.amboss.com/de/wissen/prostatakarzinom/.
  11. Jacobi G. Kursbuch Anti-Aging: Krebsrisiko bei Männern: Prostatakrebs. 1. Aufl.: Thieme; 2005.
  12. Sport bei Krebs: So wichtig wie ein Medikament | DKG; 2023 [Stand: 03.10.2023]. Verfügbar unter: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/basis-informationen-krebs-allgemeine-informationen/sport-bei-krebs-so-wichtig-wie-.html.
  13. Rohde V, Wasem J, Katalinic A. Prostataerkrankungen: Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Gesundheitsberichterstattung des Bundes 2007; (36).
  14. Deutsche Gesellschaft für Urologie. Fragebogen zum Wasserlassen (IPSS = engl.: International Prostate Symptom Score). Verfügbar unter: https://www.urologenportal.de/fileadmin/MDB/PDF/Ipss.pdf.