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Prostatakrebs – Warum vorbeugen manchmal besser ist als heilen

Prostatakrebs stellt die häufigste Form der Krebserkrankung bei Männern dar. Männer ab 45 Jahren können an einer jährlichen Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung von Prostatakrebs teilnehmen. Dennoch steigt die Zahl der Betroffenen stetig an. Was können Gründe dafür sein? Gibt es Maßnahmen, mit denen einer Erkrankung vorgebeugt werden kann? Im Nachfolgenden werden diese und weitere Fragen rund um das Thema Prostatakrebs beantwortet.

Was ist Prostatakrebs?

Die Prostata ist ein wichtiges Organ und übernimmt eine zentrale Rolle in der Fortpflanzung. Ihr Sekret ist Teil des Ejakulats und gewährleistet die Beweglichkeit und Befruchtungsfähigkeit der Spermien. Bei der Ejakulation kontrahieren die Muskeln der Prostata und pressen dadurch das Sekret in die Harnröhre. In der Prostata findet außerdem der Stoffwechsel des männlichen Geschlechtshormons statt. Es wird in der Prostata in das aktivere DHT verstoffwechselt. DHT stellt damit das Haupthormon in der Prostata dar. Es beeinflusst das Wachstum der Prostata, aber auch von Penis, Hoden und Haaren (5).

Prostatakrebs ist ein bösartiger Tumor, der in der Prostatadrüse beginnt. Bösartig bedeutet dabei, dass der Tumor im fortgeschrittenen Stadium die Prostatakapsel durchbricht. Anschließend breitet er sich auch auf umliegende Organe aus. Zunächst werden die Samenbläschen befallen, schließlich sogar die Knochen im Bereich des Beckenbodens und der Lendenwirbelsäule. Es gilt daher, Prostatakrebs von der benignen Prostatahyperplasie (BPH) zu unterscheiden. Die BPH stellt ebenfalls eine Vergrößerung des Prostatagewebes dar, allerdings ist diese gutartig: Das Wachstum bleibt auf die Prostata beschränkt (1).

Prostatakrebs ist das häufigste Krebserkrankung bei Männern. Im Jahr 2019 sind 68.579 Männer an Prostatakrebs erkrankt. Oft hört man im gleichen Zusammenhang, dass es sich um ein „Alterskarzinom“ handelt. Je älter ein Mann ist, desto höher ist das Risiko an Prostatakrebs zu erkranken. Das Risiko für einen 35-jährigen Mann, in den nächsten 10 Jahren zu erkranken liegt unter 0,1 Prozent. Bei einem 75-jährigen Mann steigt es bereits auf etwa 6 Prozent. Insgesamt sind etwa 90% aller Erkrankten älter als 60 Jahre (2–4).

Risikofaktoren und Ursachen von Prostatakrebs

Die Entstehung von Prostatakrebs wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Einige davon sind angeboren, andere werden durch den Lebensstil beeinflusst. 

Wichtige Risikofaktoren umfassen dabei: 

  • Genetik: Genetische Mutationen erhöhen das Risiko für Prostatakrebs. Eine nachweisbare Auffälligkeit in der Position eines Gens in einem Chromosom kann Prostatakrebs verursachen. Statistisch ist dies die Ursache jedes fünften Prostatatumors. 
  • Familiäre Vorbelastung: Bei bereits vorhandenen Fällen von Prostatakrebs im engen Familienkreis steigt das individuelle Risiko an. 
  • Alter: Das Risiko für Prostatakrebs steigt mit zunehmendem Alter. Männer über 50 Jahre sind deutlich anfälliger für diese Krebserkrankung. Eine Ursache dafür ist die zunehmende Aktivität des Enzyms 5-alpha-Reduktase. Dieses produziert im Alter vermehrt DHT. 
  • Geografische Lage: Die Häufigkeit von Prostatakrebs variiert je nach Region. Regionen mit höherem Risiko sind beispielsweise Zentral- und Nordeuropa, Nordamerika und Australien. In China, Japan und dem Mittelmeerraum ist das Risiko hingegen wesentlich geringer. 
  • Ethnische Zugehörigkeit: Ein Beispiel hierfür sind afroamerikanische Männer in den USA. Sie haben ein höheres Risiko zu erkranken als Männer anderer ethnischer Gruppen. 
  • Lebensstil: Eine Ernährung reich an Fett und rotem Fleisch, aber arm an Gemüse und Obst, fördert die Bildung von Krebszellen. Mangelnde körperliche Aktivität und Übergewicht erhöhen ebenfalls das Risiko.  

Die genannten Risikofaktoren können sich auch gegenseitig beeinflussen. Ein gesunder Lebensstil senkt unabhängig von der Genetik oder ethnischen Zugehörigkeit das Risiko zur Erkrankung an Krebs deutlich. Verschiedene Studien konnten das nachweisen. Beispielsweise erreichen Einwanderer aus einem Land mit niedrigem Risiko nach einiger Zeit die Risikowerte der Einheimischen in einem Hochrisiko-Land. Ein Grund dafür könnte sein, dass sie ihre Lebensgewohnheiten ändern (6).

Typische Symptome von Prostatakrebs

Prostatakrebs entwickelt sich eher langsam. Die ersten Symptome treten meist in einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung auf. Tatsächlich ähneln die Symptome teilweise denen der BPH. Häufige Symptome sind: 

  • Obstruktive Miktionsstörungen: Schwierigkeiten beim Wasserlassen aufgrund einer Verengung der Harnröhre; häufiges Wasserlassen, vermehrter Harndrang, nächtliches Wasserlassen, Abschwächung des Harnstrahls, Schwierigkeiten beim Einhalten des Harns 
  • Akuter Harnverhalt: Unfähigkeit, die Harnblase zu entleeren kann zu Harnstau führen und sogar die Nierenfunktion beeinträchtigen 
  • Blut im Urin und Sperma 
  • Blasensteinbildung: Blasensteine können sich als Folge von Harnstau bilden 
  • Wiederkehrende Harnwegsinfektionen: Meist bakteriellen Ursprungs, können Aufgrund von Restharn, Blasensteinen oder Verletzungen der Harnwege entstehen 

In späteren Stadien der Erkrankungen treten auch diffuse Schmerzen im Bereich des Beckenbodens und der Lendenwirbelsäule auf. Diese Schmerzen sind Ausdruck der Metastasierung in die Knochen. Durch den sich ausbreitenden Krebs kann auch das Rückenmark komprimiert werden. Dies resultiert in einem Schwäche- oder Taubheitsgefühl in den Beinen und Füßen. Außerdem kann es zu Problemen bei der Kontrolle von Darm- und Blasenschließmuskel kommen (6, 7).

Wie wird Prostatakrebs diagnostiziert?

Zur Diagnosestellung von Prostatakrebs kommen verschiedene Methoden zum Einsatz. Die endgültige Diagnose basiert dabei meist nicht auf einer einzigen Untersuchung. Sie erfolgt unter Berücksichtigung verschiedener, sich ergänzender Methoden: 

  • Digital-rektale Untersuchung: Durch Tasten der Prostata werden mögliche Veränderungen und Vergrößerungen des Prostatagewebes untersucht. 
  • Prostataspezifisches Antigen Test (PSA-Test): Dieses Antigen ist ein Eiweiß, das nur durch die Prostata produziert und im Blut nachgewiesen wird. Ein erhöhter PSA-Wert weist auf eine Veränderung der Prostata hin. Jedoch steigt dieser Wert nicht nur bei Prostatakrebs. Auch bei der gutartigen Prostatahyperplasie, Entzündungen und transurethraler Manipulation kann er steigen. 
  • Biopsie: Zur endgültigen Diagnose erfolgt in der Regel eine ultraschallgestützte, transrektale Biopsie. Bei diesem Verfahren werden Gewebeproben aus der Prostata entnommen, um das Vorliegen von Krebszellen zu bestätigen. 
  • Radiologische und nuklearmedizinische Untersuchungen: Mittels Computertomographie kann ein Kapseldurchbruch und Samenblasenbefall erkannt werden. Die Skelettröntgenaufnahme dient im fortgeschrittenen Stadium zur Erkennung von osteoplastischen Metastasen (1)

Welche Behandlungsmaßnahmen gibt es?

Die Auswahl von Therapiemaßnahmen erfolgt unter Berücksichtigung zahlreicher Faktoren. Dazu zählen Überlebenserwartung, Tumorstadium und Differenzierungsgrad. Die Wahl der Therapie ist entscheidend für den Verlauf und die Prognose der Erkrankung: 

1. und 2. Stadium: Lokal begrenzter Tumor

  • Radikale Prostatektomie: Dieser chirurgische Eingriff ist im Frühstadium am effektivsten. Die Prostata wird mit den Samenbläschen und Samenleiter komplett entfernt.
  • Strahlentherapie: Wird entweder in Form von externer 3-D-Konformationsbehandlung oder in Form einer Brachytherapie durchgeführt. Dabei wird das Strahlenmaterial direkt in die Prostata eingebracht. Ein Vorteil dieser Art der Bestrahlung ist, dass das benachbarte Gewebe weniger beschädigt wird. Außerdem ist das Risiko zu Entstehung von Nebenwirkungen geringer.

3. Stadium: Fortgeschrittene Prostataerkrankung

  • Endokrine Therapie: Diese Therapie zielt darauf ab, die Wirkung von männlichen Geschlechtshormonen auf den Primärtumor und die Metastasen zu unterdrücken. 
    • Orchiektomie (chirurgische Androgensuppression): Hierbei wird das Hodenparenchym entfernt, während der Nebenhoden erhalten bleibt. Diese Methode senkt den Androgenspiegel auf Kastrationsniveau. 
    • Medikamentöse Androgensuppression (medikamentöse Kastration): Bei dieser Behandlungsform kommen antiandrogen wirksame Medikamente zum Einsatz. 
  • Chemotherapie: Erfolgt in der Phase, in der der Prostatakrebs nicht mehr auf einen Hormonentzug anspricht. Neuere Behandlungsansätze mit Taxanen und Kortikosteroiden versprechen eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit und eine Verbesserung der Lebensqualität. 
  • Bisphosphonate: Bei generalisierter Knochenmetastasierung werden Bisphosphonate eingesetzt. Sie hemmen die Wirkung von sogenannten Osteoklasten. Dies sind Zellen, die einen Knochenabbau verursachen. Dadurch wirken sie den Knochenschmerzen entgegen. Sie beeinflussen jedoch nicht das Krebswachstum (1, 8).

Folgen von Prostatakrebs

Wie bereits beschrieben, treten die ersten Symptome von Prostatakrebs, oft erst im fortgeschrittenen Stadium auf. Sobald der Tumor die Prostatakapsel durchbricht, sinkt die Lebenserwartung der Betroffenen drastisch ab. Fünf Jahre nach der Diagnose überleben etwa 40% der Patienten, nach 10 Jahren sind es nur noch 25%. Im Falle einer Ausbreitung auf umliegende Organe und Knochen beträgt die Lebenserwartung oft nur einige Monate.  

Viele Behandlungsmethoden haben langfristige und gravierende Nebenwirkungen. Die radikale Prostatektomie kann zu Potenzstörungen und Harninkontinenz führen. Diese Nebenwirkungen sind auch bei der Strahlentherapie zu erwarten. Zusätzlich können Darmprobleme, und Probleme beim Wasserlassen entstehen. Im Rahmen der endokrinen Therapie ist zu erwarten, dass die Libido verloren geht. Hitzewallungen sind ebenfalls eine häufige Nebenwirkung. Eine Chemotherapie verursacht weitere Nebenwirkungen wie Übelkeit und starke Müdigkeit. Diese Nebenwirkungen sind individuell unterschiedlich. Aufgrund von Folgen der Krankheit und Therapie werden das soziale und sexuelle Leben vieler Patienten massiv beeinträchtigt (1).

Vorbeugende Maßnahmen gegen Prostatakrebs

Das Alter ist der größte Risikofaktor für die Entstehung von Prostatakrebs. Allerdings wird die Bildung von Krebszellen auch durch einen ungesunden Lebensstil gefördert. Eine unausgewogene Ernährung und Bewegungsmangel führen zu einer Vermehrung von viszeralem Fett und erhöhten Cholesterinwerten. Cholesterin ist die Grundlage zum Aufbau von Geschlechtshormonen. Allerdings führen die erhöhten Werte des T-Hormons und DHT zum übermäßigen Wachstum von Gewebe. Dies kann in Prostataerkrankungen und -krebs resultieren (9).

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung erläutert, dass 30 bis 50% aller Krebsfälle durch eine gesunde Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität und ein normales Körpergewicht, vorgebeugt werden könnten. Eine ausgewogene Ernährung enthält Vollkornprodukte, Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte. Sie sind wichtige Lieferanten von Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen und haben unter anderem entzündungshemmende Eigenschaften. Der Konsum von Fastfood, zuckergesüßten Getränken und Alkohol sollte hingegen vermieden werden (10).

Laut der deutschen Krebsgesellschaft ist körperliche Aktivität für eine Erhaltung der Gesundheit unabdingbar. Sie stellt eine hervorragende Möglichkeit zur Prävention von Krebs dar. Sport fördert die Durchblutung des ganzen Körpers, stärkt das Immunsystem, erhöht den Glukoseverbrauch und normalisiert den Hormonspiegel. Unter diesen Bedingungen haben die Krebszellen schlechtere Überlebenschancen. Regelmäßige Körperliche Aktivität reduziert sogar die Nebenwirkungen einer Chemo- oder antihormonellen Therapie. Die deutsche Krebsgesellschaft empfiehlt mindestens dreimal pro Woche für 60 Minuten die Ausübung einer sportlichen Aktivität (11).

Rauchen begünstigt nicht nur die Entstehung von Lungenkrebs, sondern auch Krebs in anderen Organen. Nikotin und andere Inhaltsstoffe wirken krebserregend und verursachen Veränderungen und Mutationen der Zellen. Das deutsche Krebsforschungszentrum betont, dass das Rauchen der wichtigste vermeidbare Risikofaktor der Krebsentstehung ist. Auch das Risiko zur Erkrankung an anderen Krankheitsbildern wie Herzkreislauf-Erkrankungen ist für Raucher deutlich höher (12).

Fazit

Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Da die Erkrankung erst im fortgeschrittenen Stadium Beschwerden verursacht, wird sie teilweise erst spät erkannt. Daher muss häufig zu drastischen Therapiemaßnahmen gegriffen werde, die Nebenwirkungen wie Potenzstörungen, Inkontinenz, Müdigkeit und Übelkeit verursachen. Dadurch wird die Lebensqualität erheblich eingeschränkt. Daher ist es empfehlenswert an Vorsorgeuntersuchungen teilzunehmen. Somit kann der Prostatakrebs rechtzeitig entdeckt werden und Komplikationen vermieden werden. Neben den Vorsorgeuntersuchungen zählen eine gesunde Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität sowie Vermeidung von Rauchen und Alkoholkonsum zu den effektiven Maßnahmen der Krebsvorbeugung.

Quellen

  1. Gasser T. Basiswissen Urologie. 4. Aufl. 2009. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg; 2008. (Springer-Lehrbuch). Verfügbar unter: http://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:31-epflicht-1494226.
  2. Zentrum für Krebsregisterdaten. Prostatakrebs (Prostatakarzinom): ICD-10 C61: Robert Koch Institut; 2022 [Stand: 23.10.2023]. Verfügbar unter: https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Prostatakrebs/prostatakrebs_node.html.
  3. Zentrum für Krebsregisterdaten. Krebsarten: Robert Koch Institut; 2021 [Stand: 23.10.2023]. Verfügbar unter: https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/krebsarten_node.html.
  4. RKI. Ergebnisse nach ICD-10: Übersichten zu den Krebsneuerkrankungs- und Krebssterbefällen. Krebs in Deutschland 2018:24–31.
  5. Randazzo M, Grobholz R. Prostata: Anatomie und Physiologie. Journal für Urologie und Urogynäkologie 2019; 21(4):129–34. doi: 10.1007/s41972-020-00120-8.
  6. Jacobi G. Kursbuch Anti-Aging: Krebsrisiko bei Männern: Prostatakrebs. 1. Aufl.: Thieme; 2005.
  7. Rubin M. Rückenmarkkompression: MSD Manual; 2023 [Stand: 23.10.2023]. Verfügbar unter: https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/neurologische-krankheiten/erkrankungen-des-r%C3%BCckenmarks/r%C3%BCckenmarkkompression.
  8. RKI. Prostataerkrankungen. Gesundheitsberichterstattung des Bundes 2007; (36).
  9. Jacob LM. Der kausale Zusammenhang von Prostata-Hyperplasie, chronischer Prostatitis und Prostatakrebs. DZO 2019; 51(02):74–80. doi: 10.1055/a-0865-8464.
  10. DGE. Pflanzenbetonte Ernährung & Bewegung als Krebsprävention; 2023 [Stand: 23.10.2023]. Verfügbar unter: https://www.dge.de/presse/meldungen/2020/pflanzenbetonte-ernaehrung-bewegung-als-krebspraevention/.
  11. Sport bei Krebs: So wichtig wie ein Medikament | DKG; 2023 [Stand: 23.10.2023]. Verfügbar unter: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/basis-informationen-krebs-allgemeine-informationen/sport-bei-krebs-so-wichtig-wie-.html.
  12. Krebsforschungszentrum, Krebsinformationsdienst, Deutsches. Rauchen verursacht Krebs. Krebsinformationsdienst 24.05.2016 [Stand: 23.10.2023]. Verfügbar unter: https://www.krebsinformationsdienst.de/vorbeugung/risiken/rauchen-und-passivrauchen.php.